September/Oktober/November 2024
Auf ein Wort, liebe Gemeinde!
Es gibt in der Bibel Gedanken, die nicht schnell zu verstehen sind.
Die Losung vom September ist – in meinen Augen – solch ein Gedanke: Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der HERR, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
In dem Kapitel der Jeremia-Buches geht es um die richtigen und falschen Propheten.
Der Gedanke, der hier zunächst im Vordergrund zu stehen scheint ist der: Sind alle prophetischen Worte, die in dieser Welt zu hören sind, von Gott – oder gibt es Menschen, die sich anmaßen, im Namen Gottes ihre Worte zu sagen?
In dem Zusammenhang spricht Gott selbst den falschen Propheten ihre weissagenden Worte ab – „Ich bin nicht in euren Worten zu finden!“
Doch es kommt mir noch ein zweiter Gedanke: Was könnte mit der Nähe und Ferne Gottes noch gemeint sein?
Ein der größten Entdeckungen im Alten Testament war, dass Gott nicht mit irgendwelchen Heiligtümern auf Bergen, an Flüssen oder in Wäldern verbunden war, sondern mit seinen Menschen an die Orte in dieser Welt reiste, an die es sie verschlug.
Zur Zeit des Jeremia war ein Teil des Volkes Gottes in Babylon in der Gefangenschaft.
Ist Gott nur im Tempel in Jerusalem zu finden – oder könnte es sogar sein, dass er bei den Gefangenen in Babylon eher zu finden ist als bei den vielen – angepassten – Propheten, die scheinbar sein Wort noch im Tempel in Jerusalem verkünden.
Ihnen droht keine Gefahr von den neuen Machthabern, denn ihre Botschaft entspricht dem Zeitgeist.
Ein Kennzeichen prophetischer Worte war es immer – egal, was der Zeitgeist sagte – Gottes Willen zu verkünden.
Und das sollen sie heute noch – überall in dieser Welt.
Ihr Pfarrer
Rolf Kiwitt